Die alte Astronomische Kunstuhr von St. Marien befand sich im Chorumgang, an der Rückseite des barocken Fredenhagen-Altars. Die Schauseite war noch Osten zur Marientiden-Kapelle hin ausgerichtet.
Die Uhr wurde 1942 vollständig zerstört. Die neue Astronomische Uhr, von Uhrmachermeister Behrens, wurde an die Ostseite des nördlichen Querschiffs (Totentanzkapelle!) gesetzt. Ihre Fassade ist eine vereinfachte Kopie der Schauseite der alten Uhr. Sie lockt zum mittäglichen Figurenumlauf um 12.00 Uhr viele Menschen in die Marienkirche. Vertreter und Vertreterinnen aller Völker verneigen sich vor Christus.
Die erste, 1405 fertiggestellte astronomische Uhr der Marienkirche zu Lübeck muß damals als eine Art High Tech Produkt gewirkt haben.
Die zweite astronomische Kunstuhr in der Kirche wurde an Stelle der älteren von dem Uhrmacher Matthias von Ost in der Zeit von 1561 bis 1565 hergestellt und zuletzt im Jahre 1860 bedeutend
verbessert. Ein Finger zeigt das Datum. In der Mitte sind die Sonnen-und Mondfinsternisse bis 1999 angegeben, oben sind der Stundenzirkel, der Tierkreis, Stunden- und Planetenweiser angebracht.
Weiter oben ist ein Glockenspiel mit einer Figur (die Zeit), welche die Stunden schlägt und einer anderen (die Vergänglichkeit), welche bei jedem Schlage sich abwendet; auf den Schlag 12 treten
der Kaiser und die Kurfürsten aus einer Tür, verbeugen sich vor dem Heiland, der sie segnet und gehen durch die andere Tür ab, wobei sich Engel mit Posaunen und Lübeck'sche Ratsdiener tätig
erweisen.
Bis 1942 konnte man diese Uhr hinter dem Hochaltar im Chorumgang betrachten. 1942 wurde sie während eines Luftangriffes im II. Weltkrieg vollständig zerstört. Nur ein Zifferblatt, das bei einer
früheren Restaurierung ersetzt worden war, blieb im St.-Annen-Museum erhalten. Der Lübecker Uhrmachermeister Paul Behrens rekonstruktierte die Glockenspiel-Mechanik und fertigte die neue (dritte)
Astronomischen Uhr der Marienkirche in Lübeck. 1967 konnte er diese Uhr der Kirche übergeben. Der Senat ehrte ihn dafür im gleichen Jahr mit der Ehrenplakette der Stadt Lübeck.
© Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902